Pre-Editing und Kulturspezifika

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Pre-Editing und Kulturspezifika

Veröffentlicht in

Maschinelles Übersetzen

am 10/09/2021

Das Ziel einer Übersetzung ist die reibungslose Vermittlung von Inhalten in eine Fremdsprache. Diese Inhalte sind oft kulturspezifisch. Damit die Übersetzung korrekt erfolgt, ist es wichtig, dass der Ausgangstext klar und eindeutig ist. In vielen Fällen sind Texte aber oft undeutlich bis schlecht formuliert. Vor allem, aber nicht nur, bei einer maschinellen Übersetzung ist dies problematisch. Umständliche Umformulierungen der maschinell erstellten Übersetzung (Post-Editing) verursachen unnötige Mehrkosten. Durch professionelles Pre-Editing werden Texte verständlicher und einheitlicher, was für jede Art von Übersetzung von Vorteil ist.

Pre-Editing in der Praxis

Texte mit einer „bildhaften“ Sprache stellen für Übersetzer eine besondere Herausforderung dar. Einer Maschine setzen sie zudem so richtig zu. Die Bedeutung von Redewendungen oder auch lokalen Kulturspezifika wird von der Maschine selten richtig verstanden und deshalb auch nicht richtig übersetzt. Dadurch wird das von einem Menschen ausgeführte Post-Editing sehr zeitintensiv und somit sehr teuer. Pre-Editing kann da Abhilfe schaffen.

Im Folgenden führen wir einige Beispiele für die Sprachenkombination Deutsch - Italienisch aus einem österreichischen Reiseblog über das Servitenviertel in Wien an:

DE: Viele Bücher über Wien füllen die Regale, und zwar durchwegs aktuelle Neuerscheinungen, keine alten Schinken.
IT: Molti libri su Vienna riempiono gli scaffali, e sono tutti nuovi, non vecchi.

In diesem Beispiel ist der Sinn des Satzes in der maschinell erstellten Übersetzung zwar beibehalten worden, doch die umgangssprachliche Konnotation von „Schinken“ fehlt. Durch den Ersatz mit „Bände“ würde sich in dem Kopf eines italienischsprachigen Lesers ein Bild erstellen, das sich auf „Schinken“ für einen deutschsprachigen Leser bezieht. Ein Band ist nämlich ein sehr großes Buch, das sich die Leser als schwer und wahrscheinlich auch staubig vorstellen.

DE: Das Grätzl befindet sich im 9. Bezirk.
IT: Il Grätzl si trova nel 9° distretto.

Das typische wienerische Wort „Grätzl“ bezeichnet einen kleinen Stadtteil ohne offizielle Grenze. Da dies kein Hochdeutsch ist und daher die Schreibweise des Wortes variieren kann, versteht die maschinelle Übersetzungssoftware die Bedeutung des Wortes nicht und lässt es unübersetzt. Beim Pre-Editing wäre es daher sinnvoll, eine kurze Beschreibung hinzuzufügen, die erklärt, was ein Grätzl ist. Eine Alternative wäre, die Direktbeschreibung des Wortes zu verwenden und den wienerischen Ausdruck in Klammern zu setzen.

DE: Früher hieß die Gasse „Gaßel, allwo der Juden Grabstätte“, dann Judengasse und jetzt Seegasse.

IT: In passato il vicolo si chiamava "Gaßel, allwo der Juden Grabstätte", poi Judengasse e ora Seegasse.

Die Maschine erkennt einige Wörter nicht und versteht somit die Bedeutung des ganzen Satzteils nicht. Das resultiert in einer Fehlübersetzung. Mithilfe des Pre-Editings wäre es auch hier möglich, eine Beschreibung des Satzes beizufügen, um die Wichtigkeit des Satzes für den ganzen Text zu verdeutlichen.

Die oben erwähnten Pre-Edits können bei der maschinellen Übersetzung angewandt werden, müssen jedoch auch im Falle einer nicht-maschinellen Übersetzung von einem Übersetzer berücksichtigt werden, damit die kulturspezifischen Aspekte dem Leser vermittelt werden können.