Pinocchio – durch Übersetzer eine Nasenlänge voraus

Pinocchio – durch Übersetzer eine Nasenlänge voraus

Veröffentlicht in Bekannte und unbekannte Übersetzer - Übersetzerlexikon am 31/03/2022

Eine Lüge wächst immer weiter, bis sie so groß ist wie die Nase in deinem Gesicht.

Wessen Eltern haben ihren Kindern nicht vorgemacht, jegliche Lügen von der Nasenspitze ablesen zu können? Woher das wohl stammt? Ganz klar: von der hölzernen Kinderbuchfigur Pinocchio, durch die die folgende Redewendung bekannt geworden ist: Wer lügt und möcht' noch stolz sein, der könnte ebenso gut aus Holz sein.

Dem italienischen Schriftsteller Carlo Collodi ist im Jahr 1883 mit seinem Buch Le avventure di Pinocchio: Storia di un burattino ein Welterfolg gelungen. Das Kinderbuch wurde in mehr als 260 verschiedene Sprachen übersetzt und ist daher gemeinsam mit dem Kinderbuch Le Petit Prince auf Platz zwei der meistübersetzten Bücher der Welt. Dass das Buch heute Kinder in den verschiedensten Ecken der Welt begleitet, ist der Arbeit zahlreicher Übersetzer zu verdanken.

The Adventures of Pinocchio – ein Startschuss für weitere Übersetzungen

Die erste englischsprachige Übersetzung des italienischen Kinderbuches fertigte die Übersetzerin Mary Alice Murray im Jahr 1892 in London an, dicht gefolgt von der ersten US-amerikanischen Version von Walter S. Cramp und Charles Copeland im Jahr 1901. Die englischsprachige Version von Pinocchio wurde nicht nur zu einer der meistgelesenen Kinderbüchern der USA zu jener Zeit, sondern die Übersetzer haben gemeinsam auch den Grundstein für die darauffolgenden Übersetzungen gelegt, da sie das italienische Buch durch ihre Übersetzung zahlreichen Ländern zugänglich gemacht haben.

Pinocchio mal anders – der deutsche Zäpfel Kern

Der deutsche Schriftsteller und Journalist Otto Julius Bierbaum, auch bekannt unter den Namen Martin Möbius oder Simplicissimus, hat das Buch von Collodis erstmals ins Deutsche übersetzt und dabei eine etwas andere Version der ursprünglichen Geschichte kreiert. Seine Übersetzung wurde im Jahre 1905 unter dem Titel Zäpfel Kerns Abenteuer veröffentlicht und neben der umbenannten Kinderbuchfigur Zäpfel Kern nimmt die Geschichte überraschenderweise auch ein etwas anderes Ende als das Original.

Der spanische Pinocho auf Abenteuern

Im Jahr 1912 hat das Kinderbuch auch seinen Weg nach Spanien gefunden und wurde unter dem Titel Aventuras de Pinocho: Historia de un muñeco de madera von Rafael Calleja veröffentlicht. Das Besondere an der spanischen Version ist, dass bei dem Übersetzungsprozess das italienische Kinderbuch an die Kultur und das Leben Spaniens angepasst wurde. Auch in Spanien wurde die Geschichte ein riesengroßer Publikumserfolg und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit unter den kleinen und großen Lesern.

Die Geschichte der kleinen Holzfigur Pinocchio zeigt abermals, dass Übersetzer mit vereinten Kräften den Leseratten in den abgelegensten Ecken der Welt wunderbare Geschichten zugänglich machen können. Ganz wie in dem Buch geschrieben steht: Sei dir nur darüber klar, diese Welt ist wunderbar.