Die kulinarische Weltreise der kleinen Raupe Nimmersatt

Die kulinarische Weltreise der kleinen Raupe Nimmersatt

Veröffentlicht in Bekannte und unbekannte Übersetzer - Übersetzerlexikon am 16/03/2022

Und als an einem schönen Sonntagmorgen die Sonne aufging, hell und warm, da schlüpfte aus dem Ei – knack – eine kleine hungrige Raupe.

The Very Hungry Caterpillar, später im deutschsprachigen Raum auch bekannt als Die kleine Raupe Nimmersatt, des deutsch-US-amerikanischen Kinderbuchautors Eric Carle schlüpfte im Jahr 1969 in den USA. Im Laufe der Jahre wurde das Kinderbuch in über 60 Sprachen übersetzt und zählt mit mehr als 50 Millionen verkauften Exemplaren zu den erfolgreichsten Kinderbüchern weltweit. Die kleine Raupe mit ihrem unersättlichen Appetit, die sich nach Tagen des Fressens zu einem wunderschönen Schmetterling entwickelte, berührt die Herzen der Menschen aus den verschiedensten Ecken der Welt. Doch dass die Raupe Nimmersatt sich ihren Weg durch die Herzen der Leser weltweit fressen konnte, ist der Arbeit zahlreicher Übersetzer zu verdanken.

Die kleine Raupe Nimmersatt – und aus dem Kokon schlüpfte eine Freundschaft

Viktor Christen war schon mehrere Jahre als Lektor für das Oldenburger Verlagshaus Stalling tätig, als er sich auf die Suche nach einzigartigen Kinderbüchern begab, mit denen deutschsprachige Kinder in den Bann des Lesens gezogen werden. Auf seiner Suche stieß er auf den Autor Eric Carle, dessen eher unkonventionelles Kinderbuch The Very Hungry Caterpillar Kinderherzen höherschlagen ließ. So kam es auch, dass Viktor Christen das Buch ins Deutsche übersetzte und es vom Verlag gedruckt wurde. Die kleine Raupe Nimmersatt wurde ein riesengroßer Erfolg im deutschsprachigen Raum. Doch die kleine Raupe hat nicht nur Kinder in den Genuss des Lesens gebracht, sondern auch eine Freundschaft fürs Leben geschaffen: Viktor Christen wurde nach dem großen Erfolg mit weiteren Übersetzungen für Eric Cale betraut und die Männer wurden gute Freunde.

Te Anuhe Tino Hiakai – die Raupe entpuppt sich als Kulturmittler

Am 3.12.2012 fand die Raupe dank der Übersetzung von Brian Morris in die Sprache te reo Māori sogar ihren Weg nach Neuseeland. Brian Morris ist ein Māori-Übersetzer und Geschäftsführer des neuseeländischen Verlages HUIA. Dieser Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Kultur der indigenen Bevölkerung Neuseelands durch Bücher den Lesern näherzubringen. Sie wollen den Māori in den Büchern Gehör verschaffen und der Leserschaft einen Einblick in ihre Kultur, Geschichte und Werte geben. Brian Morris hat mit seiner Übersetzung den Bekanntheitsgrad des Buches gesteigert. Doch viel wichtiger: Ihm ist es gelungen, die Kultur der Māori schon den Kleinsten unter uns zu vermitteln.

Das Element des Kinderbuches, das auf besonders großen Anklang innerhalb der Leserschaft gestoßen ist, ist folgende Hoffnungsbotschaft: Ich kann auch groß werden. Ich kann meine Flügel auch ausbreiten und in die Welt fliegen. Dank der Arbeit zahlreicher Übersetzer wurde diese Botschaft in aller Welt verbreitet und die Raupe Nimmersatt kann sich durch die Kulinarik aus aller Welt fressen und von Land zu Land flattern.