Pre-Editing in der Praxis

Übersetzungsbüro Wien | Pre-Editing in der Praxis | Blog | Connect Translations Austria | Connect Translations Austria Gmbh

Pre-Editing in der Praxis

Veröffentlicht in

Maschinelles Übersetzen

am 02/06/2021

Welche Schritte gehören zu einem Pre-Editing-Prozess? Das Pre-Editing – analog zu allen anderen Phasen eines Übersetzungsprozesses – muss gut durchdacht sein. Entscheidend bei der Vorbereitung sind die Sprachenkombination und die Textsorte sowie die intrinsischen Merkmale des zu präeditierenden Textes.

Vor allem im Falle maschineller Übersetzung ist es wichtig, dass die Maschine den Text richtig versteht und in Folge richtig übersetzt. Den Algorithmen der maschinellen Übersetzungssysteme fällt es derzeit noch schwer, Mehrdeutigkeiten aufzulösen, unklare Syntax zu verstehen oder idiomatische Formulierungen korrekt zu übertragen.

Phasen des Pre-Editings

Im Allgemeinen sind die Vorschläge für das Pre-Editing englischer Texte von Bernth und Gdaniec (2001) sehr hilfreich.

Analyse des Textes

  • Ist der Text klar formuliert?
  • Gibt es grammatikalische bzw. lexikalische Inkonsistenzen?
  • Gibt es Metaphern oder Idiomatik?
  • Ist jeder Satz in sich syntaktisch korrekt?

Auswahl der Pre-Edits anhand von den Fehler oder Ambiguitäten im Text

  • Tatsächliches manuelles Pre-Editing
  • (maschinelle) Übersetzung

Beispiel eines Pre-Edits

Um Pre-Editing und seine Wichtigkeit genauer zu erklären, wird im Folgenden ein Beispiel angeführt. In diesem wird für die Sprachenkombination Englisch - Italienisch eine Textpassage aus dem Blog von American Museum of Natural History (2019) herangezogen. Die Fehler, die in der ohne Pre-Editing übersetzten Textpassage zu erkennen sind, bilden die Basis für die Auswahl der Verbesserungsvorschläge für den ursprünglichen Ausgangstext.

Die ursprüngliche Textpassage lautet: „Only three years ago, this species, Eretmochelys imbricata, which is currently listed as critically endangered by the International Union for Conservation of Nature, wouldn’t have made the cut.“

Die kursive Textstelle hebt ein Verb mit idiomatischer Konnotation hervor. Die italienische Übersetzung des obigen Satzes lautet: „Solo tre anni fa, questa specie, Eretmochelys imbriata, che è attualmente elencata come fortemente minacciata dall'Unione Internazionale per la Conservazione della Natura, non avrebbe fatto il taglio.“

Die maschinell erstellte Übersetzung dieser Passage ist eine wörtliche Übersetzung, die keinen Sinn ergibt. Aus diesem Grund ist hier ein Pre-Edit erforderlich, da die Maschine den Text sonst falsch übersetzen würde. Genauer gesagt muss die englische Redewendung umgeschrieben werden, mit einer Formulierung, die die korrekte Bedeutung des Satzes wiedergibt, z.B. das Verb „survive“. Englische Verben mit Partikel bereiten Übersetzungssystemen einige Schwierigkeiten, Verben, die nur aus einem Wort bestehen, sind zu bevorzugen. Nach dem Pre-Editing und einer erneuten maschinellen Übersetzung ist der resultierende italienische Zieltext verständlich: „Solo tre anni fa, questa specie, Eretmochelys imbriata, attualmente elencata come fortemente minacciata dall'Unione Internazionale per la Conservazione della Natura, non sarebbe sopravvissuta.“

Das ist nur ein Beispiel von möglichen Edits, die auf einen englischen Ausgangstext angewandt werden können, um zu einer verständlicheren und qualitativ hochwertigeren Übersetzung beizutragen. Für jede Sprachkombination können bestimmte Regel-Sets festgelegt werden, die später schnell angewandt werden können, um den Pre-Editing- sowie auch den Übersetzungsprozess zu beschleunigen.

Übersetzungsbüro Wien | Connect Translations Austria empfiehlt in Bezug auf das Pre-Editing englischer Texte folgende Arbeit: Fiorenza Finetti: Pre-Editing als Vorschlag zur Verbesserung Neuronaler Maschineller Übersetzung. Masterarbeit Wien 2020. Auch dieses Paper enthält interessante Ansätze zum Thema Pre-Editing.